Der Buddha über enge Freunde – Mitra-vargha

Enge Freunde

(1) Ihr Weisen, befreundet euch nicht
mit den Tugendlosen, die gemein 
und verleumderisch sind und Unfrieden säen.
Wählt keine schlechten Menschen als eure Gefährten.

(2) Ihr Weisen, pflegt innige Freundschaft
mit den Tugendhaften, die sanftmütig sprechen,
moralisch aufrichtig sind und viel zuhören.
Wählt die Besten als eure Gefährten.

(3) Gebt euch nicht hin 
an schlechte Begleiter und niederträchtige Wesen.
Widmet euch heiligen Menschen
und spirituellen Freunden.

(4) Wenn ihr euch solchen Menschen widmet
sammelt ihr gute Tugenden und keine Untugenden an.

(5) Durch die Hingabe an die Tugendhaften und Weisen,
welche viel gehört haben und über vieles sinnierten,
durch das Befolgen ihrer erlesenen Worte, selbst aus weiter Ferne,
erlangt ihr deren besondere Qualitäten auch hier.

(6) Da jene, die sich Niederen hingeben, entarten,
jene, die bei ihresgleichen bleiben, auf der Stelle treten 
und jene, die sich den Großen hingeben, Heiligkeit erlangen,
seid eben jenen Großen ergeben.

(7) Durch die Hingabe zu moralisch edlen,
gelassenen und kenntnisreichen Wesen
erlangt man eine Größe,
die diejenige der Großen noch übertrifft.

(8) So, wie das reine Kusha-Gras,
das um einen verdorbenen Fisch gewickelt ist,
auch anfangen wird zu faulen,
so ergeht es jenen, die einem schlechten Menschen ergeben sind.

(9) So, wie ein gefaltetes Blatt, 
welches Räucherwerk als Opfergabe enthält,
selbst dessen süßen Duft annimmt,
so ergeht es jenen, die Tugendhaften ergeben sind.

(10) Selbst wenn jemand nichts Schlechtes tut,
sich allerdings mit schlechten Menschen umgibt,
wird er trotzdem von anderen geschmäht,
in der Annahme, auch er sei schlecht.

(11) Der Anhänger erwirbt die gleichen Mängel
wie die Person, die Hingabe nicht wert ist,
so, wie ein makelloser Pfeil vom Gift
eines unreinen Köchers besudelt wird.

(12) Standhafte, die ihr den Makel von Fehlern fürchtet,
befreundet euch nicht mit schlechten Menschen.
Lasst ihr euch auf sie ein und vertraut solchen Gefährten,
werdet ihr bald selbst wie jene sein, die ihr verehrt.

(13) Deshalb, wohl wissend, dass die eigene Hingabe
vergleichbar ist der Schale einer Frucht,
geben sich die Weisen Heiligen hin, nicht Unheiligen,
und durch den Mönchsweg finden sie das Ende allen Leidens.

(14) So, wie ein Löffel nicht die Soße zu schmecken vermag,
können die Kindischen die Lehre nicht begreifen,
selbst nicht nach einem Leben 
voller Hingabe an die Weisen.

(15) So, wie die Zunge die Soße zu schmecken vermag,
können die mit Weisheit Begnadeten die gesamte Lehre 
nach nur einer kurzen Unterweisung 
bei den Weisen begreifen.

(16) Da es den Kindischen an Augen zum Sehen mangelt,
auch wenn sie sich zeit ihres Lebens den Weisen widmen,
begreifen sie die Lehre nie in ihrer Gänze.
Die mit Weisheit Begnadeten begreifen die gesamte Lehre
vollständig nach nur einer kurzen Unterweisung bei den Weisen.
Sie haben Augen, um zu sehen.

(17) Obwohl sie sich zeit ihres Lebens weisen Wesen widmen,
begreifen die Kindischen die Lehre des Buddha nicht in ihrer Gänze.
Die mit Weisheit Begnadeten begreifen die Lehre des Buddha
in ihrer Gänze, nach nur einer kurzen Unterweisung bei den Weisen.

(18) Selbst nur eine bedeutungsvolle Zeile
verweist die Weisen auf ihre Aufgabe.
Doch alle Unterweisungen, welche die Buddhas je erteilten,
bringen die Kindischen nicht zu ihrer Arbeit.

(19) Die Klugen verstehen
durch einen einzigen Vers einhundert Verse.
Doch für die kindischen Wesen
genügen selbst tausend Verse nicht für einen.

(20) [Wenn eine Wahl getroffen werden muss]
Wähle lieber einen Weisen, selbst wenn er unfreundlich ist.
Ein Kleinkind ist zur Freundschaft nicht geeignet.
Fühlende Wesen in inniger Verbindung zu denen,
die einem Kleinkinde gleichen, begehen einen Weg zur Hölle.

(21) Weise sind solche Personen,
die Kindische als das erkennen, was sie sind:
Kindisch sind solche Personen,
für die Kleinkinder weise sind.

(22) Die Rüge eines Weisen
ist weitaus besser als alles Preisen
und alle Lob- und Schmeichelreden
eines Kleinkindes.

(23) Hingabe an Kleinkinder bringt Leid und Elend,
sind sie uns doch wie ein Feind.
Das Beste ist, sie nie zu sehen noch zu hören
und keine Verehrung für sie zu hegen.

(24) Wie eine Begegnung mit Freunden
bewirkt die Hingabe
an die Standhaften
Glück und Freude.

(25) Deshalb, wie die umkreisenden Sterne und der Mond,
widme dich den Standhaften und moralisch Tugendhaften,
die viel gehört haben und vom Besten zehren –
den Gütigen, den Reinen, den Erhabensten.

Ornament

© Gareth Sparham & Wisdom Publications
Mit freundlicher Erlaubnis von Gareth Sparham und Wisdom Publications.

Übersetzt aus dem Englischen von Silke Liria Blumbach auf der Basis einer Übersetzung von Tim Steinwachs. Leicht überarbeitet von TP.

Zeichnung: © Chris Banigan


„Intimate Friends“ („Enge Freunde“) ist der Name für das 25. Buchkapitel von Collection of Indicative Verses. [Ud: 25.5.–6; P992: 98.3.3.–7.] Diese Verse stammen aus The Tibetan Dhammapada. A Wisdom basic book. Orange series. Veröffentlicht von Gareth Sparham & Beth Lee Simon, ISBN 0861710126.